Wir haben noch einige Tage Zeit, ins Zillertal umzuziehen, wo wir zu Himmelfahrt mit Johannes und Selma aus Berlin verabredet sind. Nach unserem Beinahe-Unfall der letzten Woche haben wir noch Termine beim Seilhersteller in Isny (Allgäu) und in München mit einem alten Bekannten aus Nickys Jugendleiterausbildung, der mittlerweile im Sicherheitskreis des DAV arbeitet. An beiden Stellen wird uns interessiert zugehört: Fotos, Videos und Messungen analysiert und immer mal wieder mit dem Kopf geschüttelt – so richtig hätte niemand geglaubt, dass so etwas passieren kann.
Strategisch günstig kurz vor München in Gilching wohnt Danielle, eine Freundin von Anika aus alten Ferienlagerzeiten: wir dürfen spontan bei ihr einchecken, Wäsche waschen und haben einen schönen Abend. Grosse Diskussionen löst die Wettervorhersage für Österreich aus – diese sieht irgendwie gar nicht gut aus – ganz besonders nicht, wenn die Berliner nur für nur wenige Tage anreisen. Im letzten Moment entscheiden wir dann für die Fränkische Schweiz, wo das Wetter stabil sein soll. Auf dem Weg nach Norden haben wir einen wunderschönen Abend direkt am Main-Donau-Kanal, mit Bibern, Schiffen und einigen Angelversuchen.
Bisher können wir uns überhaupt nicht beschweren, was überfüllte Klettergebiete anbelangt. Überall war Vorsaison und sowieso nicht viel los. An den volleren Wochenenden wählten wir einfach Sektoren mit längeren Zustiegen – erfahrungsgemäss nimmt der Andrang mit jedem Zustiegsmeter ab. Nun steht aber das erste lange Maiwochenende in einer attraktiven Kletterregion vor der Tür, die noch dazu gerade eine Schönwetterinsel ist. Wir machen uns auf so einiges gefasst. Johannes schlägt die nördlichen und etwas weniger besuchten Bamberger Gebiete vor. Wir reisen extra einen Tag vorher an, um noch Plätze auf dem Campingplatz zu ergattern. Wir treffen uns alle direkt am ersten Klettersektor dem Treunitzer Klettergarten. Die gute Wetterprognose bestätigt sich und die Sonne treibt uns sogar etwas früher als geplant auf den Zeltplatz zurück, der sich am späten Abend dann deutlich füllt. Die nächsten Tage besuchen wir ziemlich unterschiedliche Sektoren, immer darauf bedacht, den Zustieg nicht zu kurz zu halten, um die guten Routen nicht mit allzu vielen anderen Kletterern teilen zu müssen. Der überraschend schönste Sektor ist der Säukirchner Turm: kinderfreundliche Wiese, ein freistehender Turm mit interessanten Routen in rauem Fels und wir fast ganz alleine – was will man mehr?
Am letzten Tag wollen wir es doch noch mit dem Zillertal versuchen. Ganz am nördlichen Rand der Fränkischen Schweiz liegt ein Namensvetter unseres ursprünglichen Zieles und der Kletterführer spricht schon etwas vorsichtig von „nicht ganz perfektem Gestein“. Was wir vor Ort unter die Finger bekommen, ist eigentlich nur als schlecht zu bezeichnen und kann einem Vergleich mit dem Edelgranit aus Österreich nicht standhalten. Frauen und Kinder flüchten sich sofort auf eine weit entfernte Wiese. Ein paar schöne Klettertage gehen zu Ende und Nicky, der anfänglich einige Bedenken gegen die Fränkische hatte, war am Ende doch etwas ausgesöhnt. Dann wurden noch Pläne für das kommende Pfingstwochenende geschmiedet: es geht in den Ith.