Setesdal

Mit Mirko fahren wir ins Setesdal, ein gewaltiges von Nord nach Süd verlaufendes Tal mit hohen Granitwänden. Besonders um Valle herum befinden sich viele Klettergebiete. Bereits unsere Anreise ist von Regen geprägt und die nächsten Tage ändern daran nichts. Noch dazu wird es langsam richtig kalt. So mieten wir uns zunächst im Flateland-Camping eine kleine gemütliche Hütte als warme und trockene Ausgangsbasis. In Valle entdecken wir ein gemütliches Landcafé, in dem wir uns Rentierburger mit Preiselbeersauce schmecken lassen.

Das Klettern beginnt zögerlich – die schrägen, plattigen Wände sind ziemlich nass. Einige wenige Routen der ersten Seillängen sind trocken. Von den grossen Wänden, die uns für unseren Besuch im Setesdal vorschwebten, klettern wir leider keine. Dafür finden wir Pilze – viele Pilze. Jeden Tag wieder. Und Blaubeeren und Preiselbeeren. Gut, dass wir uns einen Beerenkamm gekauft haben – so ernten wir in wenigen Minuten scheffelweise Beeren. Wir essen sie nicht nur so, sondern machen auch Marmelade und Kuchen daraus.

Einem Regentag wollen wir kletternd in einer Grotte trotzen, geben aber auf der Fahrt dorthin auf und gehen lieber wandern. Die Anfahrtsskizze hatte uns eine viel kürzere Strecke vorgegaukelt. Der Zufall lässt uns an einem Wanderweg halten, der recht einfach und schnell zu einer an einem See gelegenen Hütte führt. Das Wetter ist kalt, windig und es regnet oft. Ein Picknick unter freiem Himmel schliessen wir aus und betreten als Tagesgäste für 70 NOK pro Person die Hütte. Hier können wir uns einigermassen aufwärmen, einen Tee kochen und unser Essen fassen. Lange sind wir allein, bis nach und nach etwa 40 Schüler recht k.o. an der Hütte eintreffen. Die ersten sind mehr als einen halbe Stunde vor den letzten da und müssen verschwitzt draussen in Wind und Regen warten, bis alle da sind und sie die Hütte betreten dürfen! Harte Bandagen!

Auf dem Campingplatz gibt viel zu erleben: Jakob kann jeden Morgen helfen, die Schafe zu füttern. Dann haben Wikinger einen Schatz versteckt, dessen Schatzkarte ausgerechnet uns zugespielt wird. Wir lösen etliche Aufgaben und Rätsel, bevor wir die Schatztruhe endlich öffnen können. Traurig, aber wahr: der Schatz muss geplündert worden sein und die Kiste ist leer. Hm. Zudem gibt es zwei Kajaks, die man kostenfrei in der Nähe nutzen darf. Das machen wir öfter. Nach etlichen Angelversuchen vom Ufer aus setzt sich Mirko auch in ein Kajak versucht es mit mehr Tiernähe. Die Mühe lohnt sich und Mirko fängt mit einer Forelle den ersten norwegischen Fisch unseres Urlaubs.

Unseren letzten Abend auf dem Flateland-Camping verbringen wir als Teilnehmer der „Quiz-Night“, einem Pub-Quiz zu Norwegen. Wir sitzen in einem riesigen Tipi, es gibt ein Lagerfeuer und Pancakes und eben ein Norwegen-Quiz. Hier hören wir zum ersten Mal vom längsten Fjord Norwegens – dem Sognefjord, zu dem wir dann tatsächlich auch aufbrechen. Am Ende sind wir punktgleich mit dem holländischen Team und es geht ins Stechen. Es wird ein norwegisches Wort genannt und dieses muss von den Teams aufgeschrieben werden, dann werden die richtigen Buchstaben gezählt. Anika macht das Rennen… und somit sind wir die glücklichen Gewinner von warmen Frühstücksbrötchen am nächsten Morgen!

Uns erwischt der Hüttenkoller und irgendwie wollen wir wohl auch besseres Wetter erzwingen. So fahren wir nach Brokke. Nicky und Mirko lassen sich im nahen Klettergebiet den Wind um die Ohren heulen – so sehr, dass Mirko unbedingt eine Mütze braucht. So entdecken wir eine neue Anwendungsmöglichkeit für die Kieser Training-T-Shirt-Säckchen, die normalerweise Jakobs Spielzeug beherbergen. Sieht schick aus, fast wie ein Buff. Die beiden klettern an zwei Tagen was immer sie trockenes finden können bis sie jeweils der Regen wieder aus der Wand treibt.

Jakob und Anika kränkeln ein wenig und bleiben einen ganzen Tag im Auto. Nur Jakobs neuer Drachen lockt sie mal raus und tanzt im Wind. Abends machen wir uns ein Lagerfeuer, weniger wegen der Romantik, mehr wegen der Kälte. Diese setzt auch unserer Autobatterie zu. Sie lässt uns im Stich und startet nicht mehr. Für die nächsten Tage ist sie unser Sorgenkind. Dann sind endlich zwei trockene Tage vorausgesagt. Wir fahren zur Silberwand am Restefjell weil es im Kletterführer nach Interessanten Tradrouten aussieht. Leider sind die Risslinien aber noch Nass oder Teilweise in einen sehr Verwachsenen Zustand. Die Routen sind vom Altmeister Hans Weninger aus den 90er Jahren und sehr abenteuerlich abgesichert und zudem auch noch bretthart Bewertet. Kein Wunder also das kaum jemand zum Klettern kommt und die Routen zuwachsen. Weiter rechts hat es einen neuen Sektor auch vom Altmeister eingerichtet. Nur etwa 20 Jahre später. So kommt es das dort nun auf 25Metern schon mal 14 Bolts blitzen. Auch diese Herren werden Älter…

Die nächste Schlechtwetterfront zieht näher und wir beschliessen in eine andere Region umzuziehen. Aber noch haben wir einen letzten sonnigen Tag und an diesem Zeigt sich das Setesdal von seiner besten Seite als ob es sich versöhnen will. Wir fahren nach Urdviki dem In-Sportklettergebiet hoch über dem Talboden. Der Zustieg führ uns mit Jakob in einer Stunde steil bergauf aber spannend durch ein Labyrinth von grossen Felsblöcken. Endlich oben angekommen gönnt sich Mirko erst mal eine Dusche am Wasserfall. Dann klettern wir einige sehr schöne Linien und geniessen das grossartige Ambiente mit toller Aussicht auf die Seen weit unter uns. Leider viel zu schnell müssen wir uns auf den Rückweg machen bevor es dunkel wird. Auch hier nochmal Setesdal at its best – wir sammeln kiloweise Preiselbeeren und Pilze ein. Der letzte Abend ist geprägt von Wetteranalysen und Klettergebietsrecherche – noch in der Nacht fängt es an zu Regnen und am nächsten Morgen ergreifen wir die Flucht nach Norden.