Es sieht nach einem sehr lohnenden Klettergebiet in tollem Granit aus.

Im roten Sandstein des Elsass

Während Anika in Basel studiert, treffen Jakob und Nicky Oma Petra und Opa Winfried im Elsass. Wir sind zu Gast auf dem schönen Zeltplatz der Gemeinde Osenbach. Hier waren wir schon einige Male für verlängerte Wochenenden von Zürich aus. Der Wetterbericht verspricht zwar sonnige, aber sehr kalte Tage und so mieten wir einen kleinen Bungalow, in dem wir alle gemütlich unterkommen. Auf dem Zeltplatz gibt es einen schönen Fussballplatz und eine kleine Laufrunde auf der Winfried seine Skike-Fertigkeiten verbessert – gejagt von Jakob auf seinem Laufrad. Neben ein paar kleineren Ausflügen in die Umgebung steht ein Besuch in Munster an. Dort gibt es nicht nur sehr viele Störche, sondern auch den gleichnamigen sehr würzigen Käse. Weiter fahren wir mit dem Auto über das Col de la Schlucht auf die Route des Crêtes bis zum Grand Ballon. Hier und dort liegen noch einige Schneereste, aber der Frühling ist stark im Vormarsch. Es gibt auch einige interessant aussehende Klettergebiete – wir fühlen uns an die Abruzzen erinnert. Aber ohne Kletterpartner bleibt Nicky nur das Anschauen der Sektoren und der Wunsch mal wiederzukommen. Nach drei Tagen kommt Anika mit dem Zug aus Basel und das Wetter präsentiert sich nun leider kühl und verregnet. Genau das richtige Wetter, um leckeren Flammkuchen zu essen.

Das verlängerte 1.-Mai-Wochenende sind wir mit Katja und Matthias aus Basel verabredet. Leider ist das Wetter so schlecht, dass aus dem langen Kletterwochenende nur ein Tagesbesuch wird. An diesem hängen wir auch noch im Nebel fest und so klettern wir einige nasse Routen im Top-Rope. Die drei Kinder aber spielen zusammen Schaukeln, Kajak und Eisladen. Nicky bekommt von Lokalmatador Matthias eine ganze „to-climb“-Liste für die Pfalz, in der wir bald mit Oma Sissi verabredet sind.

Bis dahin haben wir noch zwei Tage Zeit und etwa 250km vor uns und wir vertrauen uns mal wieder unserer Stellplatz-App an. Diese schlägt Stellplätze in der jeweiligen Umgebung für Wohnmobil-Reisende vor. Durch einige Gruppierungen, Kommentare und Beschreibungen hat man vorher schon eine Idee, wie der Stellplatz sein könnte und bisher wurden wir selten enttäuscht. Die meisten WoMo-Reisenden sind älteren Baujahrs und somit oft Kulturreisende und daher liegen Stellplätze recht oft in der Nähe kultureller Highlights. Diese dann entspannt am nächsten Morgen zu besuchen kann auch uns nicht schaden und als Abwechslung sind diese oftmals richtig interessant. So kommen wir recht spontan in den Genuss zweier Ingenieursmeisterleistungen aus dem Elsass.

Zum ersten besuchen wir das Schiffshebewerk von Saint-Louis/Arzviller, der im Rhein-Marne-Kanal einen Höhenunterschied von 45m über eine schiefe Ebene überwindet. Die grosse Meisterleistung bestand darin, eine Kaskade von 19 Schleusen zu ersetzen. Diese zu überwinden benötigte früher einen ganzen Tag. Heute braucht man nur eine halbe Stunde und es werden gerade mal zwei 120PS-Motoren benötigt, um den riesigen Schiffsfahrstuhl zu bewegen. Momentan haben wir aber das Gefühl, dass mehr Touristenboote als Frachtkähne befördert werden.

Am nächsten Tag umwandern wir die Zitadelle von Bitsch, eine Festungsanlage in der sich französische Soldaten noch bis zum Ende des preußisch-französischen Krieges von 1870 verschanzten, obwohl das Elsass schon erobert worden war. Aber die eindrücklichen Riesenmauern der Zitadelle waren der Kriegstechnik der späteren Generationen nicht mehr gewachsen und somit spielte Bitsch in den nächsten Kriegen keine militärische Rolle mehr.

Da das Wetter schlecht und/oder wir nur alleine unterwegs waren, konnten wir uns nur einen sehr kleinen aktiven Eindruck der Klettermöglichkeiten im nördlichen Elsass verschaffen. Aber die Region und Felsen sehen sehr vielversprechend aus und wir kommen bestimmt mal wieder. Ganz anders soll es in der nächsten Woche werden. Wir fahren weiter nach Hauenstein in der Pfalz, wo wir mit Oma Sissi einen Top-Babysitter haben werden (und das Wetter sieht auch vielversprechend aus).