Das erste, was Anika zur Tarnschlucht einfällt ist, dass man dort Kajak fahren kann. Das weiss sie aus ihrem ersten Französisch-Lehrbuch. Aber man kann dort auch klettern und zwar sehr gut. Zum ersten Mal verabreden wir uns mit Fremden übers Internet für einen Abschnitt unseres Urlaubs.
Stefan aus Darmstadt und Gudrun aus Flensburg sind schon seit ein paar Tagen in Le Rozier, als wir dort ankommen. Der Zeltplatz „Les Peupliers“ ist der letzte, der noch offen ist und wir werden bis zum letzten Öffnungstag bleiben. Nach unserer Ankunft spazieren wir in den kleinen Ort und kaufen uns Paniermehl, um unsere vielen Parasolpilze zu braten.
Der nächste Tag bringt den Kletterauftakt mit Stefan und Gudrun. Sie sind glücklicherweise sehr offen, was unsere Vorliebe für kinderfreundliche Gebiete angeht. Mit Jakob schliessen sie schnell Freundschaft und manchmal verschwindet Jakob eine ganze Weile bei den „Nachbarn“. Wir haben es mit unserer Internetbekanntschaft also gut getroffen. Auch in Bezug auf das Klettern passt es sehr gut. Nicky und Stefan suchen sich ähnliche Projekte und auch Anika und Gudrun wählen oft dieselben Routen. So klettern wir acht Tage zusammen im oft traumhaften Kalk der Tarnschlucht. Nur wenige Routen sind am Einstieg etwas glatt – aber wer im Basler Jura klettert, steckt das locker weg. Für ein paar Tage schliesst sich uns eine weitere Familie mit Kleinkind aus dem Tessin an, so dass wir eine ordentliche Gruppe abgeben. Aber die Saison ist fast vorbei und die Sektoren so leer, dass wir Platz und freie Routenwahl haben. Die Kletterhighlights in der Tarnschlucht waren La Navire und L‘ entre deux aber auch der Sektor Damnet im benachbarten Le Boffi waren sehr eindrücklich.
Schon am zweiten Tag verordnet uns das Wetter einen Ruhetag und wir besuchen zusammen die Grotte Dargilan, eine riesige zweistöckige rosa Grotte. Einen weiteren Ruhetag gegen Ende des Urlaubs verbringen wir am Ufer der Tarn. Jakob freut sich über eine riesige Gruppe Kajak fahrender Schüler, die lustig an uns vorbei paddelt. Nicky prüft sein Anglerglück – aber Frankreich ist halt nicht Norwegen und nichts beisst. Dafür sammeln wir eine grosse Menge Wallnüsse und es gibt auch noch einige Äpfel an den Bäumen.
Während Nicky mit den anderen klettert und Projekte befreit lequipeur desagrege (7a+), machen Anika und Jakob noch einen dritten Ruhetag, entdecken das Nachbardorf, testen die französische Haute Cuisine im einzigen Restaurant und begraben die Spielplatzrutsche unter Kies. Abends gibt es Pizza für alle am örtlichen Pizzawagen, der endlich mal geöffnet hat.
Am Abreisetag klettern wir nochmals voll engagiert. Nicky hat Spass in der Pleins Et Delies (7a) und Anika hookt in der Issu d’un rien (6b+). Danach schnell zurück zum Zeltplatz: duschen, packen, fahren, fahren, fahren. Jakob will erst wieder essen und schlafen, wenn wir bei Onkel Mirko sind, mit dem wir in Margalef (Spanien) verabredet sind.